Stolz auf mich – ohne über andere zu stehen
Es gibt einen Gedanken, der mich begleitet und den ich immer klarer spüre: Ich möchte stolz auf mich sein – aber ich will meinen Stolz nicht über andere stellen. Dieser Satz klingt einfach, doch er trägt etwas Tiefes in sich. Es geht darum, den eigenen Wert anzuerkennen, ohne sich über andere zu erheben. Um echten, ruhigen Stolz – nicht um Ego.
Stolz wird oft missverstanden. Viele verwechseln ihn mit Arroganz oder Überheblichkeit. Doch wahrer Stolz hat nichts mit dem Drang zu tun, besser zu sein als andere. Echter Stolz entsteht leise und im Inneren, wenn man erkennt, welchen Weg man gegangen ist. Er wächst aus eigenen Erfahrungen, aus Zweifeln, aus dem Durchhalten in schweren Momenten. Ich möchte nicht stolz sein, weil ich etwas habe, was andere nicht haben. Ich möchte stolz sein, weil ich weiß, was ich durchlebt habe.
Ich habe gelernt, dass Vergleich Gift sein kann. Solange ich meinen Wert daran messe, wie ich im Verhältnis zu anderen stehe, werde ich nie ankommen. Es wird immer jemanden geben, der mehr erreicht hat, der stärker wirkt oder lauter erscheint. Doch darum geht es nicht. Wahre Stärke beginnt dort, wo ich aufhöre, um äußere Bestätigung zu kämpfen. Ich will mich nicht vergleichen – ich will wachsen. Nicht, um besser zu sein als du. Sondern um weiter zu sein als gestern.
Demut und Stolz sind keine Gegensätze. Viele glauben, man müsse sich klein machen, um demütig zu sein. Doch Demut bedeutet nicht, sich selbst zu verleugnen. Sie bedeutet, sich zu kennen – mit allen Stärken und Fehlern. Ich darf auf mich stolz sein, ohne perfekt zu sein. Ich darf Fehler haben und dennoch sagen: Ich gehe meinen Weg.
Wenn ich heute von Stolz spreche, dann nicht im Sinne von Hochmut. Ich brauche kein Publikum dafür. Es geht mir nicht darum, bewundert zu werden. Es geht darum, mir selbst in die Augen schauen zu können und zu sagen: Du bist nicht stehen geblieben. Du bist gewachsen. Vielleicht sieht es niemand. Vielleicht versteht es nicht jeder. Aber innerer Stolz braucht keine Bühne.
In einer Welt, die sich ständig vergleicht, in der jeder sich beweisen will, ist es ein stiller, fast rebellischer Akt zu sagen: Ich bin stolz auf mich. Nicht, weil ich jemandem etwas beweisen muss – sondern weil ich weiß, wie weit ich gekommen bin. Ich möchte niemanden übertreffen. Ich möchte niemanden herabsetzen. Ich möchte einfach ehrlich und friedlich anerkennen, dass ich kämpfe, dass ich lerne, dass ich meinen Weg gehe.
Echter Stolz verletzt niemanden. Er erhebt nicht. Er verurteilt nicht. Er sagt nicht „Ich bin besser“. Er sagt nur: Ich bin wertvoll. Und vielleicht ist genau das die tiefste Form innerer Freiheit – stolz zu sein, ohne jemanden zu überragen. Nicht größer als andere zu werden, sondern endlich groß genug für sich selbst.